Mit leichtem Gepäck: Wie du deinen Fokus findest und behältst

Ein sanfter Weg zu mehr Klarheit, Leichtigkeit und innerem Raum

Ich saß auf dem Boden meines Schlafzimmers. Um mich herum lagen Zettel, Bücher, Post-its, halb gepackte Taschen und mein Laptop – geöffnet, aber leer. Ich hatte tausend To-dos im Kopf, aber keine einzige klare Idee. Alles fühlte sich wichtig an – und gleichzeitig war ich vollkommen leer - wie mein Computer.

Kennst du das?

Dieses Gefühl, innerlich voll zu sein mit Dingen, die dich nicht bestärken?
Sondern ganz im Gegenteil, dich noch weiter von dir und dem was du eigentlich willst weg bringen.
Wenn du das Gefühl hast, du müsstest allem gerecht werden – und verlierst dabei den Blick auf das, was du eigentlich brauchst?

Doch was ist das, was ich eigentlich will und brauche?

Damals wurde mir klar: Ich hatte nicht nur den Überblick verloren. Ich hatte mich selbst aus dem Blick verloren.

Fokus bedeutet: Mit leichtem Gepäck reisen

Auf Reisen ist es am einfachsten, mit leichtem Gepäck unterwegs zu sein. Es schenkt dir Beweglichkeit. Freiheit. Raum, um wirklich zu spüren, was dir begegnet. Und vor allem: Es erlaubt dir, klar zu sehen, wohin du eigentlich gehen willst.

Aber um mit leichtem Gepäck zu reisen, braucht es eine Fähigkeit, die in unserer Zeit fast radikal wirkt: Fokus.

Denn sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, bedeutet nicht nur, Dinge wegzulassen – sondern auch, mutig zu entscheiden, was bleiben darf und soll.

Der Moment, in dem mein System streikte

Früher dachte ich, ich müsste alles gleichzeitig tun. Ich wollte erfolgreich sein, finanziell sicher, kreativ, präsent für Freund:innen und Familie – und gleichzeitig irgendwie auch achtsam mit mir selbst. Multi-tasking? Kein Problem! Tausend Sachen mit Leichtigkeit jonglieren. Easy!

Was nach einem erfüllten Leben klingt, war in Wahrheit ein innerlicher Drahtseilakt. Ich war ständig beschäftigt, ständig verfügbar – aber innerlich leer. Es war, als würde ich mit 200 km/h durchs Leben rasen und trotzdem nicht ankommen. Zur Ruhe kommen war nicht, denn dann würden Gedanken kommen, Fragen auf die ich keine Antwort habe.

Ich erinnere mich an einen Abend, an dem ich nach einem langen Arbeitstag auf meinem Sofa saß und nicht mehr wusste, was ich zuerst tun sollte: Weinen? Schlafen? Weiterarbeiten?

Ich stand kurz davor, das Wichtigste zu verlieren: mich selbst. Oder vielleicht hatte ich mich schon verloren… denn in den meisten Momenten war ich nicht bei mir, sondern bei den Erwartungen und Vorstellungen der Anderen.

Schritt 1: Finde deinen Fokus

Fokus ist kein Produktivitätstrick.

Fokus bedeutet, dich auf das auszurichten, was dir wirklich wichtig ist. Und das braucht mehr als Kalender und To-do-Listen. Es braucht Ehrlichkeit. Innere Klarheit. Und manchmal auch Mut.

Es geht darum, dich zu fragen:

Was ist mir in diesem Lebensabschnitt wirklich wichtig – und was darf warten oder gehen?

Manchmal leben wir ein Leben, das gut aussieht – aber sich innerlich hohl anfühlt. Fokus hilft dir, deine Energie neu zu ordnen. Nicht weil du dann „mehr schaffst“. Sondern weil du dann wieder mit dir in Verbindung kommst. Das schafft Raum für Energie, Ruhe und Zufriedenheit.

🖋 3 Journal Prompts zur Fokussuche:

  • Welche drei Dinge geben mir aktuell am meisten Kraft?

  • Was tue ich regelmäßig, obwohl es mir Energie raubt?

  • Wenn ich mich auf nur eine Sache in diesem Monat konzentrieren dürfte – welche wäre das?

Schritt 2: Lass los – und werde leichter

Du musst nicht alles gleichzeitig tragen. Du darfst Dinge loslassen, ohne zu scheitern. Loslassen ist kein Aufgeben. Es ist ein Akt der Selbstachtung.

Und ja – loslassen tut weh. Es konfrontiert uns mit Schuldgefühlen, Angst, Unsicherheit.

Ich erinnere mich an den Tag, an dem ich beschloss, ein großes Projekt abzugeben, obwohl es finanziell lukrativ war. Es fühlte sich an wie Kontrollverlust – aber gleichzeitig auch wie ein tiefer Atemzug. Ich gewann Energie zurück. Zeit. Und vor allem Klarheit.

Willenskraft ist wie ein Muskel

Der erste Schritt ist der schwerste. Wenn du beginnst, unnötige Verpflichtungen, belastende Kontakte oder überholte Gewohnheiten loszulassen, brauchst du Willenskraft – aber nicht unendlich viel.

Denn Willenskraft funktioniert wie ein Muskel: Sie ermüdet, wenn du sie überanstrengst – aber sie wächst, wenn du sie regelmäßig trainierst. Fang klein an. Mit einer Sache, die du heute nicht mehr tun wirst. Und beobachte, wie du Raum zurückgewinnst.

🌿 Loslassen ist ein Geschenk an dein zukünftiges Ich.

🖋 3 Journal Prompts zum Loslassen:

  • Was halte ich nur aus Gewohnheit fest – obwohl es mich nicht mehr erfüllt?

  • Welche Entscheidung habe ich bisher aufgeschoben – aus Angst, etwas zu bereuen?

  • Wie würde sich mein Alltag anfühlen, wenn ich diese Sache heute losließe?

Schritt 3: Bereue nichts – du wächst durch Erfahrung

„No, je ne regrette rien“, sang Edith Piaf. Ein Satz, der mich lange irritierte – und dann tief berührte.

Denn wir fürchten nicht das Loslassen – wir fürchten die Reue.

Aber hier ist die Wahrheit: Du wirst nie im Voraus wissen, ob etwas die „richtige Entscheidung“ war. Du kannst dein Leben nicht rückwärts kontrollieren. Du kannst nur vorwärts vertrauen. Ein Zitat des dänischen Philophen Søren Kierkegaard lautet:

“Man kann das Leben nur rückwärts verstehen, aber leben muss man es vorwärts.”

Die meisten Dinge, die ich heute als wertvoll betrachte, waren einmal Entscheidungen, bei denen ich gezweifelt habe. Du wächst nicht, weil du alles richtig machst. Du wächst, weil du bereit bist, dich zu bewegen – auch wenn du den ganzen Weg noch nicht siehst.

🖋3 Journal Prompts zur Selbstannahme:

  • Welche Entscheidung hat mir im Nachhinein Freiheit geschenkt, obwohl sie schwer war?

  • Welche Reue trage ich noch mit mir herum – und darf ich heute liebevoll loslassen?

  • Was würde sich verändern, wenn ich mir selbst wieder vertraue?

Fokus bedeutet nicht Enge – sondern Klarheit

Manchmal verwechseln wir Fokus mit Tunnelblick. Aber das Gegenteil ist der Fall: Wenn du dich innerlich sortierst, öffnet sich der Raum.

Du wirst klarer darin, wer du bist. Du hörst besser, was du brauchst. Und du beginnst, das Leben aus deiner Mitte heraus zu gestalten – nicht aus der Angst, etwas zu verpassen. Also, das Gegenteil von FOMO.

Bleib also im Hier und Jetzt.

Atme. Sammle dich. Und frag dich nicht: „Was fehlt mir?“ – sondern:

🌼 Was darf bleiben, damit ich frei bin?

Fazit: Die Kunst des Weglassens

Der Weg zu innerer Leichtigkeit beginnt nicht mit mehr Disziplin – sondern mit innerer Ehrlichkeit.

Du musst nicht alles schaffen. Du musst nicht allen gefallen.
Du musst nur lernen, dich selbst wieder zu spüren.

Dabei hilft es dir dich zu fokussieren. Denn wenn du Fokus findest – und hältst – entsteht Raum: Für Freude. Für Ruhe. Für dich.

Dein Impuls für heute

Schaue mal zurück und frage dich:

  • Welche Entscheidung hat dich wieder näher zu dir selbst gebracht?

  • Was hast du losgelassen, das dich heute leichter macht?

Schreibe dein Gedanken in deinem eigenen Journal auf oder teile sie im Gespräch mit einer Freundin. Vielleicht inspiriert deine Geschichte jemand anderen, der oder die gerade noch zu viel trägt.

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